Feb 28

Neues zu Untertiteln und sonstigen barrierefreien Angeboten in den Medien

Der eine oder andere mag bemerkt haben, dass in den letzten Monaten sich  bei der Untertitelung von Fernsehsendungen viel getan hat. Es werden wesentlich mehr Sendungen mit Untertiteln als früher ausgestrahlt und auch bei der Live-Untertitelung zeigen sich Verbesserungen.

Kürzlich hat der NDR die Landesverbände der Schwerhörigen und Ertaubten zu einen Gespräch eingeladen. Hier wurden

die Entwicklungen der letzten Monate und die Planungen für die kommenden Monate vorgestellt, die wir im Folgenden skizzieren:

  •  ARD: Untertitel-Quote 48% (2012)
  • NDR: Untertitel-Quote 40% (2012)
  • Bis Ende 2013 sollen alle Erstsendungen in der ARD mit Untertiteln angeboten werden (dies betrifft auch Sendungen, die von den Landesfunkanstalten an die ARD zugeliefert werden und bei denen die zuliefernden Landesfunkanstalten die Untertitel produzieren)Der NDR will zu Ende 2013 über 50% aller Sendungen des NDR-Programms untertiteln
  • Zum Herbst 2013 ist geplant, die Landesmagazine (u.a. Hamburg Journal) mit Untertiteln zu versehen. Dies ist eine besondere Herausforderung, personell wie technisch, da diese Sendungen in fünf Landesrundfunkanstalten zeitgleich ausgestrahlt werden.
  • Die Mediathek des NDR wurde technisch umgerüstet, so dass nun zahlreiche Sendungen auch dort mit Untertiteln versehen sind (erkennbar an dem Button)
  • Die Tagesschau wird seit dem Sommer des letzten Jahres von der Untertitelredaktion beim NDR untertitelt. Der eine oder andere hat evtl. bemerkt, dass sich seitdem die Qualität der Untertitel deutlich verbessert hat.
  • Bei der Liveuntertitelung wird alles getan, um diese zu verbessern, jedoch gibt es hier Grenzen. Die Zeitverzögerung kann auch mit der besten Technik und den qualifiziertesten Untertitel-Redakteuren nicht behoben werden. Auch die Untertitel-Redakteure müssen den Satz zu Ende hören, um ihn in Untertitel umzusetzen. Von daher ist die Zeitverzögerung eine natürliche, menschliche Gegebenheit. Und wenn z.B. in einer Talkshow „Schnellredner“ dabei sind, bzw. durcheinander gesprochen wird, stoßt auch der Untertitel-Redakteur an seine Grenzen.
  • Hintergrundgeräusche….ein Dauerärgernis. Hier gibt es erste Erfolgsmeldungen, dieses Thema wird nicht zuletzt auf unser hartnäckiges Drängen endlich im NDR verstärkt diskutiert.
  • So gilt seit dem letzten Jahr eine EU-Richtlinie, die extreme Schwankungen in der Laustärke verbietet (z.B. Wechsel von Film zum Werbeblock). Dieser Richtlinie haben sich auch die Privatsender angeschlossen.
  • Bei den Tonmeistern im NDR, die mit für die Tonmischung (Musik, Sprache, Geräusche) verantwortlich sind, entsteht seit kurzem ein Bewusstsein, dass die störenden Hintergrundgeräusche nicht nur uns Schwerhörige betreffen, sondern auch die ältere Generation mit der schleichenden, altersbedingten Hörverschlechterung. Die Tonmeister stehen vor einer Gratwanderung, ob sie Sendungen so mischen, dass auch ältere oder hörbehinderte Zuschauer ausreichend Sprache verstehen oder ob sie an die Fernsehzuschauer der jüngeren Generationen denken, die die Hintergrundgeräusche nicht als störend empfinden, es sogar als angenehm wahrnehmen, wenn eine Sendung mit extremer Musik untermalt ist.
  • Alternativ könnte eine zweite Tonspur angeboten werden, speziell im Ton gemischt für Schwerhörige und Ältere. Jedoch stellt dies für viele – technik- fremde – Schwerhörige eine Herausforderung dar. Hierzu müsste am Fernseher dann jedes Mal ein bestimmter Knopf gedrückt werden, um die spezielle Tonspur für Schwerhörige und Ältere zu empfangen.  (Für zahlreiche Schwerhörige ist bereits die Programmierung der Untertitel eine Herausforderung).

Zusammenfassend haben wir als Vertreter des BdS feststellen können, dass der Ausbau von barrierefreien Angeboten für Schwerhörige und Ertaubte in den Medien beim NDR/ARD auf einem guten Weg ist.

Wenn Sie Anregungen, Beschwerden, Wünsche oder positive Rückmeldungen an den NDR haben, scheuen Sie sich nicht, diese dem NDR mitzuteilen, direkt oder über uns. Die betreffenden Redakteure haben für unsere Belange ein offenes Ohr, benötigen aber auch ein Feedback von uns Betroffenen, um unsere Belange bei den Produzenten der Sendungen vorzutragen.

Quellen: http://sign-dialog.de/ut-statistik/

http://www.ertaubt.de/untertitel/

 Bettina Grundmann